Ein kleines Gedankenspiel: Stell dir vor, du könntest nicht schreiben… Wie würde sich dein Alltag ändern? Wie würdest du dich fühlen?
Schreiben zu können ist unbestritten elementar wichtig. Es ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Erst wenn du in der Lage bist, eigenständig zu lesen, zu schreiben und zu kommunizieren, kannst du dich entfalten. Die Sprache ermöglicht dir, mit anderen zu agieren, am sozialen Leben teilzunehmen und selbstbestimmt zu leben. Sprachkompetenz ist also der Schlüssel zur persönlichen Zufriedenheit. Zu höherem Wohlergehen und gesundem Selbstvertrauen.
Schreiben & Lesen als Basis gesellschaftlicher Teilhabe
Nicht nur als Merkmal der menschlichen Zivilisation kommen den Schreibfähigkeiten eine besondere Bedeutung zuteil, sondern auch aus sozioökonomischen Gesichtspunkten. Eine erschreckend hohe Zahl aus der Grundbildungsstudie LEO 2018 der Universität Hamburg gibt zu denken: 6,2 Millionen der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland haben nur geringe Lese- und Schreibkompetenzen. Sie gelten als sogenannte funktionale Analphabeten, von denen 57% erwerbstätig sind. Das sind umgerechnet 12,1% der erwerbsfähigen Personen!
Sprachliche Defizite sind immer noch ein Tabu
Wie sehr Betroffene in ihrem Alltag leiden, können wir nur erahnen. Alltäglichkeiten werden zu kaum lösbaren Herausforderungen: Schriftwechsel mit Behörden, Anamnesebögen in medizinischen Einrichtungen oder eine Versicherung abschließen usw. Das alles gelingt selten ohne fremde Hilfe. Werden die sprachlichen Defizite für andere sichtbar, fühlen sich die Betroffenen enttarnt. Die meisten empfinden Scham und Minderwertigkeitsgefühle, was unter anderem an der gesellschaftlichen Tabuisierung liegt.
Schreiben bedeutet Zugehörigkeit und Anerkennung
Noch erschreckender: Rund die Hälfte der Betroffenen ist mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen. Obwohl sie einzelne Wörter oder Sätze lesen oder schreiben können, verstehen sie keine kurzen oder zusammenhängende Texte. Das einzig Positive ist ihre rückläufige Zahl: In 2011 gab es noch 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Heißt: Wir müssen die Schreib- und Lese-Kompetenzen von Erwachsenen und Kindern weiter fördern.
„Wir denken mit der Hand“: schreiben macht uns kreativ und einfallsreich
Die US-Professorin Berninger (2017/2020) kam mit ihrer Untersuchung zu zwei wichtigen Erkenntnissen: Erstens schrieben Kinder mit Stift und Papier mehr Text in kürzerer Zeit als diejenigen mit einer Tastatur; zweitens waren ihre handschriftlichen Geschichten wesentlich einfallsreicher als die getippten Ergebnisse.
Analoges Schreiben stärkt dein Selbstvertrauen
Dass auch Erwachsene mit Stift & Papier schneller arbeiten, zeigt ein Nebenergebnis ihrer Studie: Beim Eintragen von Informationen in analoge bzw. digitale Kalender, arbeitete die Gruppe mit Stift auf Papier viel schneller und effizienter als die mit Apps. Die Wissenschaftler erklären dies mit den kognitiven Prozessen, die beim analogen Schreiben auf Papier tiefer gehen und solider sind. Effizient zu sein und Aufgaben erledigt zu bekommen – das schenkt dir Anerkennung, gibt dir ein gutes Gefühl und macht dich selbstbewusster.
Jede Handschrift ist einzigartig und Ausdrucksmittel
Für besondere Text-Anlässe greifst du zu einem besonderen Schreibgerät, vielleicht zu einem hochwertigen Füller, um besonders schön zu schreiben oder einer Botschaft eine wertige und persönliche Note zu verleihen. Doch es ist egal, womit du schreibst. Jede Handschrift ist so einzigartig wie dein Fingerabdruck. Und sie erlaubt dir, dich nach Lust und Laune auszutoben, inhaltlich und sprachlich sowieso, aber auch emotional. Mit deinem Schriftbild drückst du dich aus, hinterlässt bewusst oder unbewusst deine persönliche Note. Komplettiert mit einem hochwertigen Schreibgerät, kannst du bei besonderen Anlässen mit deiner Handschrift spezielle Emotionen transportieren. Warum unterschreiben wohl die meisten Hochzeitspaare oder Politiker*innen bei Staatsverträgen mit einem Füller oder anderen wertigen Stift? Es verleiht dem Anlass, dir und deiner Unterschrift eine Wertigkeit.
Merkmale der menschlichen Handschrift
Neben der Tatsache, dass sie schnell, individuell und weitestgehend datengeschützt ist (es sei denn, das Schriftstück geht verloren oder der KI gelingt eigenständiges handschriftliches Schreiben), charakterisieren fünf Eigenschaften eine menschliche Handschrift:
- sie ist authentisch, denn jeder Mensch hat eine unverwechselbare Handschrift
- sie ist spontan, weil wir beim Schreiben, ohne bewusst an einzelne Buchstaben zu denken, die Handschrift unmittelbar durch unsere Schreibbewegungen produzieren
- sie ist individuell, weil Schreiben als Prozess eine urschöpferische Leistung ist
- emotional ist Handschrift, weil sie ein Stimmungsbarometer für unsere Gefühle ist und bewusste oder unbewusste Reaktionen offenbart
- natürliches Schreiben ist immer asymmetrisch und damit nie gleichförmig oder maschinell
Fehlt eines dieser fünf Merkmale – liegt keine Handschrift im klassischen Sinne vor.
Anmerkung: Forschern der Universität Erlangen ist es bereits 2020 gelungen, menschliche Handschriften zu imitieren. Das ist bspw. dann sinnvoll, wenn die Person gesundheitlich beeinträchtigt ist, eigenhändig zu schreiben. Ein Missbrauch kann nicht ausgeschlossen werden, und vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns künstlich erzeugte „menschliche“ Handschriften begegnen.
Fazit
Insbesondere analoges Schreiben setzt Glücksgefühle frei, denn ausgestattet mit Stift und Papier wirst du laut Wissenschaft insgesamt effizienter, kreativer und selbstbewusster! Und zwar unabhängig von der Art deines Stifts, der dir jedoch in besonderen Momenten als emotionaler Katalysator dienen kann. So genial ist es, wissenschaftlich fundiert und doch so leicht, dir und anderen einzigartige Glücksmomente zu bescheren!
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